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.: Geocaching auf Deutschlands größter Insel :.

Die Kammerjäger von Rechlin

Schon seit Monaten vernahmen wir den dringenden Ruf aus dem fernen Rechlin zwischen Mirow und Röbel, dass dort eine massive Mäuseplage die Einwohner in Aufregung versetzt. Doch nie konnten wir ihm folgen, erst gestern war ein Termin gefunden und so machten wir uns, die vier Kammerjäger h1ghtower, zudar, Mandragora vulgaris und lexparka auf nach Rechlin und begaben uns dort auf Mäusejagd. Es wurde ein unvergesslicher Trip …

 

Auszug aus dem Wampenschleifer Echo vom 20. Oktober 2010: „ … häufen sich Berichte über Probleme mit Kleinstnagern. Diese nämlich, so der Bürgermeister, seien zu einer nicht zu unterschätzenden Plage für die gesamte Einwohnerschaft Rechlins geworden. Welche Umstände zu einer solch rasanten Vermehrung der Nager geführt haben, bleibt vorerst ungewiss… “

Ich, Kammerjäger Lex, legte die Zeitung kopfschüttelnd beiseite und schlug stattdessen den Rüganer Anzeiger auf. Was war da bloß im fernen Rechlin los? Verstand der ansässige und zuständige Kammerjäger etwa seinen Job nicht? Bei uns auf Rügen gab es solche Probleme nicht. Na gut, fast nicht, ein paar schlitzohrige Ratten tanzten mir seit ein paar Jahren schon auf der Nase herum, sie hatten sich sogar schon Namen gegeben und hießen glaube ich Ronny, Conny und Perry, aber das tat hier nichts zu Sache!

Nach ein paar Telefonaten mit der Schädlingsbekämpfungsbehörde im Müritz-Kreis wurde mir dann einiges klar. Der örtliche Kammerjäger hatte ein Einzugsgebiet von 10 km zu beackern, kein Wunder, dass er mit der Arbeit kaum hinterher kam und die Mäuse machen konnten, was sie wollten. Schnell entstand deshalb die Idee, ihm unter die Arme zu greifen und in einer groß angelegten Hilfsaktion die Mäuseplage einzudämmen. Ich telefonierte mit ein paar befreundeten Schädlingsbekämpfern und zu viert beratschlagten wir uns, wann die große Hilfsaktion starten könnte. Heute war es dann endlich soweit, das Auto wurde mit Schutzkleidung, Atemmasken, etlichen Arbeitsgeräten, Mäusefallen und diversen Rodentiziden voll gepackt und ab ging die weite Reise nach Rechlin.



Schon als wir in den Ort rein fuhren, sahen wir die dramatische Entwicklung. Die GSE Lining Technology GmbH, die in Rechlin eine Fabrik zur Fertigung von Kunststoffdichtungsbahnen, Drainagegittern, Polypropylen und anderen Spezialprodukten betreibt, stand vor dem Aus, denn die Nager hatten sämtliche Folienstapel im umfangreichen unterirdischen Lager durchbohrt oder angenagt. Niedergeschlagene und hilflose Mitarbeiter standen mit Tränen in den Augen auf dem Betriebsgelände, reckten die Fäuste wütend gen Himmel und verfluchten diese Viecher. Hier blieb wohl leider nur noch die Konkursanmeldung, wie uns der verzweifelte Direktor erzählte! Durch diesen gewonnenen Einblick in die dramatischen Zustände im Ort wurde uns nun erst so richtig klar, welche immensen Ausmaße die Plage inzwischen schon angenommen hatte. Hier war es nicht mit der Auslegung von ein paar Fallen und Ködern getan, wir mussten das Übel an der Wurzel packen!

Als wir dann etwas unschlüssig weiter durch den Ort fuhren, lief plötzlich eine hysterisch schreiende junge Frau vor uns auf die Straße. Wir stiegen aus und versuchten die Frau zu beruhigen, doch es war vergebens. Die Frau hyperventilierte. In den kurzen Zwischenschüben hörte wir nur die Worte: Dach, Mäuse, unzählige, Chaos und Angst heraus. Wir ließen die Frau stehen und begaben uns in ihr altes Einfamilienhaus, um uns selbst ein Bild zu machen. Als wir das Wohnzimmer betraten, verschlug es uns den Atem. Die Decke war herunter gekommen und mit ihr Tonnen von Mäusekot, kleine schwarze Krümel, die nun alle Möbel meterhoch bedeckten. Unglaubliches musste sich hier auf dem Dachboden abgespielt haben. Wie viele Mäuse müssen hier ein und ausgegangen sein, dass sich so viel Kot ansammeln konnte? Wir bekamen es langsam mit der Angst zu tun, erste Zweifel machten sich breit, ob wir das jemals schaffen konnten.

Vorsichtig gingen wir in den Keller. Irgendwoher mussten die Nager doch gekommen sein! Wir entdeckten ein kleines Loch, dass in die städtische Kanalisation führte. Der Mäusekot, den wir hier fanden, bestätigte unsere Theorie, dass dies der Zugang zum Haus gewesen war.

Endlich hatten wir eine Spur! Wir liefen zurück zum Auto, fuhren ein Stück weiter und fanden bald einen geeigneten Eingang zur Kanalisation. Danach streiften wir lange Zeit kreuz und quer durch die Rohre, bis wir irgendwann eine große Halle entdeckten, in der die Mäuse unglaublich viel Futter angehäuft hatten, Brot, Käse, Wurst, Süßigkeiten und vieles andere bis unter die Decke! Doch keine Maus weit und breit. Das war unsere Chance. Wir umrundeten den Lebensmittelberg zwei- dreimal und besprühten ihn dabei einmal komplett mit der chemischen Substanz Difenacoum, einem Antikoagulationsmittel, das die Blutgerinnung verhindert! Damit würden wir schon mal einen Teil der Mäusepopulation töten, wenn die Nager von den Lebensmitteln naschen sollten. Doch wir würden wohl bei weitem nicht alle erwischen. Was sollten wir nur machen? Da blieb nur noch die Lösung, die ich schon am Tag zuvor eingeleitet hatte…

Wir verließen die Kanalisation, zückten ein Handy und riefen die Zentralkäserei für MeckPomm in Dargun bei Demmin an. Dort hatte ich gestern einen Riesenkäse bestellt! Und wenn ich Riesenkäse sage, dann meine ich einen echten Riiiiiiiiiesenkäse. Siehe Foto! Ich bat die Käserei, uns die bestellte Ware per Hubschrauber zu liefern. Sie würden in ein bis zwei Stunden in Rechlin sein. Während er also zu uns unterwegs war, klapperten wir die umliegenden Supermärkte ab und kauften alles an Käse, Brot und Wurst ein, was wir kriegen konnten. Damit legten wir eine Futterspur ins Marschland nördlich von Rechlin. Als es langsam Abend wurde, warteten wir, was kommen würde. Der Hubschrauber schwebte über unseren Köpfen, unter ihm hing gut vertaut der Riesenkäse. Hatten wir alles bedacht? Wir hofften es.



Irgendwann vernahmen wir aus der Ferne ein Rascheln und Trippeln. Es schien zu klappen, die Mäuse waren hungrig und waren unserer Spur bis hierher gefolgt. Das Geräusch wurde immer lauter und vor meinen Augen sah ich Millionen von Mäusen auf uns zu rennen wie bei einer Stampede, einer unvermittelten Fluchtbewegung innerhalb einer Tierherde, die die gesamte Herde erfasst und diese unkontrollierbar macht. Um den Mäusen die Laufrichtung nun weiter vorzugeben, denn die kleinen Futterhäppchen waren sicher längst verspeist, wies ich den Hubschrauberpiloten an, langsam mit dem Riesenkäse zum Müritzsee zu fliegen.

Durch unsere Nachtsichtgeräte verfolgten wir gespannt, wie der Hubschrauber über das Marschland auf den Müritzsee hinausflog, dicht gefolgt von den Tausenden Mäusen, von denen die erste Welle dann bald vom Ufer ins Wasser sprangen und in Richtung des verführerisch riechenden Käse schwammen. Die nächste Welle jedoch überrollte die Schwimmer einfach und so ging es dann immer weiter, Welle für Welle. So schob sich quasi ein riesiger Keil aus lebenden Mäusen in die Müritz hinein, wo sie letztlich nach kurzer Zeit jämmerlich ertranken. Wir vier verrückten Kammerjäger rückten derweil zum Uferbereich auf und versuchten zu verhinderten, dass die Mäuse zurück an den Strand schwammen. Nur wenige Mäuse überlebten letztlich diese Aktion und wir sind uns sicher, dass wir das Gleichgewicht einer natürlichen Mäusepopulation in Rechlin dadurch in etwa wieder hergestellt haben.

Herzlichen Dank für diesen grandiosen Cache mit einem unbeschreiblichen Final, den man nicht in Worte fassen kann und der wirklich einzigartig ist in seiner Form! Dafür kann man den Wampenschleifern gar nicht genug danken, hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal zu sehen bekomme. Unglaublich! Abartig! Einfach nur geil! Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor euch! Hoffentlich bleibt uns der Cache noch eine Weile erhalten, damit noch viele Cacher in den Genuss dieses genialen Finals kommen. Er lohnt selbst die weiteste Anreise.

Leute, da müsst ihr unbedingt hin!!!!!!!!!!!!

 

 

zum Abschluss noch ein kleines Schmankerl:

 

Die Aesopsche Fabel von der Stadt- und der Landmaus

 

Eine Landmaus hatte ihre Freundin, eine Stadtmaus, zu sich eingeladen und empfing sie in ihrer sehr bescheidenen Wohnung aufs freundlichste. Um ihren Mangel der sehr verwöhnten Städterin nicht merken zu lassen, hatte sie alles, was das Landleben Gutes bot, herbeigeschafft und aufgetischt. Da waren frische Erbsen, getrocknete Traubenkerne, Hafer und auch ein Stückchen Speck, wovon die Landmaus nur bei außergewöhnlichen Gelegenheiten aß.

Mit großer Genugtuung überschaute sie ihre Tafel und unterließ nicht, ihrer Freundin unablässig zuzusprechen.

Aber die Stadtmaus, durch die vielen gewohnten Leckereien verwöhnt, beroch und benagte die Speisen nur sehr wenig und stellte sich der Höflichkeit halber so, als wenn es ihr schmecke, konnte aber doch nicht umhin die Gastgeberin merken zu lassen, dass alles sehr wenig nach ihrem Geschmack gewesen sei.

"Du bist eine recht große Törin", sprach sie zu ihr, "dass du hier so kümmerlich dein Leben fristest, während du es in der Stadt so glänzend führen könntest wie ich. Gehe mit mir in die Stadt unter Menschen, dort hast du Vergnügen und Überfluss." Die Landmaus war bald entschlossen und machte sich zum Mitgehen bereit.

Schnell hatten sie die Stadt erreicht, und die Städterin führte sie nun in einen Palast, in welchem sie sich hauptsächlich aufzuhalten pflegte; sie gingen in den Speisesaal, wo sie noch die Überbleibsel eines herrlichen Abendschmauses vorfanden.

Die Stadtmaus führte ihre Freundin nun zu einem prachtvollen, mit Damast überzogenen Sessel, bat sie, Platz zu nehmen, und legte ihr von den leckeren Speisen vor. Lange nötigen ließ sich die Landmaus nicht, sondern verschlang mit Heißhunger die ihr dargereichten Leckerbissen.

Ganz entzückt war sie davon und wollte eben in Lobsprüche ausbrechen, als sich plötzlich die Flügeltüren öffneten und eine Schar Diener hereinstürzte. um die Reste des Mahles zu verzehren.

Bestürzt und zitternd flohen beide Freundinnen, und die Landmaus, unbekannt in dem großen Hause, rettete sich noch mit Mühe in eine Ecke der Stube.

Kaum hatte sich die Dienerschaft entfernt, als sie auch schon wieder hervor kroch und noch vor Schrecken zitternd zu ihrer Freundin sprach:

"Lebe wohl! Einmal und nie wieder! Lieber will ich meine ärmliche Nahrung in Frieden genießen, als hier bei den ausgesuchtesten Speisen schwelgen und stets für mein Leben fürchten müssen."

Genügsamkeit und Zufriedenheit macht glücklicher als Reichtum und Überfluss unter großen Sorgen.

 

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